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Wie alles begann

Historisches über die Feuerwehr


Feuerlöschgeräte "damals"

"Unter Böllerschüssen, Trommelschlägen und Trompetenstößen, unter wüstem Geschrei und dem Klang der dumpftönenden Sturmglocke rennt, was Füße hatte, alt und jung, Weib und Kind nach der Richtung des Feuers. Dorthin galoppieren auch die von den prämiendurstigen Fuhrleuten an die Fass- und Leiternwagen gespannten Gäule und dorthin rasseln die umfangreichen städtischen Kastenspritzen mit ihrer schreienden Bemannung, zur Seite qualmende Pechfackeln, von bereits rußgeschwärzten Trägern geschwungen. - Durch die Menge sprengt ein Reiter mit roter Schärpe und wichtiger Amtsmiene: es ist der Herr Polizeipräsident. - Nach und nach erscheint auch der an roten Armbinden kenntliche hohe Magistrat; man tauscht bedenkliche Gesichter und – Prisen -- Von der Brandstätte lobt indes die Flamme mächtig zum nächtlichen Himmel. Endlich wird unter wildem Kommandogeschrei eine Feuerspritze fertig. Dreißig starke Männer arbeiten sie, unter Keuchen und Pfeifen, in Gang: "Wasser her! mehr Wasser!' ertönt es von allen Seiten. Jetzt! - das Wasser steigt im Schlauch, dessen Strahlrohrführer auf der Spitze einer Leiter am Nachbarhause postiert ist, - aber ein wahrer Sturzbach ergießt sich über die Untenstehenden. - Da, nun prasselt der starke Wasserstrahl in die Flammen. "Ruhig halten!' schreits wieder von unten dem Schlauchführer zu. Der scheint seine Freude daran zu haben, mit dem Strahl die züngelnde Flamme zu necken. Jetzt ein zischender Krach und ein dröhnender Fluch: - der Schlauch ist gebrochen. Zum Glück ist mittlerweile eine andere Spritze durch das Gewühl der Menschen und Gaffer mühsam herangebracht worden und in Tätigkeit gekommen. Sie keucht aber noch jämmerlicher als die erste, trotz anstrengender und rastloser Bedienung; der eine Pumpenstiefel leckt. Doch der Wasserstrahl kommt in abgehackten Stößen wenigstens zum Feuer, das von Minute zu Minute an Ausdehnung zunimmt.
Die Straße ist auf- und abwärts auf ihrer ganzen Länge schaurig grell erleuchtet. Das Licht der Straßenlaternen, die an langen, über die Straße gespannten Ketten baumeln, wie auch die gemäß der Feuerordnung nun an den Fenstern ausgehängten Windlichter erscheinen rot und matt im jähen Widerstrahl der vom Luftzug erfassten, heftig aufsprühenden Feuerlohe. Lange Menschenreihen ziehen sich zweifach zum Flussufer hinab und die Feuereimer wandern durch die eine Reihe gefüllt zum Brandplatz, durch die andere leer zurück. - Ohne Lärm und Prügelei geht's dabei aber nicht ab, um so weniger als die Herren vom Stadtrat mit Unterstützung der Stadt- und Polizeidiener alle paar Augenblicke einen müßigen Zuschauer beim Kragen zu fassen kriegen und in die Reihen schieben. Und, Zwang - dazu noch Spott obendrein - lässt sich aber nicht jeder so leichthin gefallen. Ein donnerartiges Gepolter wendet die Aufmerksamkeit wieder nach der Brandstätte.

Der mächtige Straßengiebel des brennenden Hauses ist herabgestürzt. Noch starrt ein riesiges zweifaches Kamin wie rotglühend und turmhoch aus dem Flammenherd in die Nacht. Es kann jeden Augenblick zum Einstürzen kommen, - wer weiß nach welcher Richtung? Die Löschmannschaften ziehen sich scheu vor dieser drehenden Gefahr zurück und verweigern dem Herrn Stadthauptmann den Gehorsam. Neues Schelten - - neuer Trotz! Zu löschen ist jedoch nicht mehr viel; die Wut des entfesselten Elements scheint jeder Anstrengung zu spotten. Jetzt geht's ans Einreißen. Die mächtigen Stützleitern, die großen Gabeln und die langen Einreißhaken sind ja mittlerweile eingetroffen. Aus den Fenstern der Nachbarhäuser fliegen mit Gekrach und Gepolter allerlei Wohngeräte. Brave und eifrige Leute sind's, die dies Geschäft vollbringen, - die besten und ehrlichsten Bürger der Gemeinde -, und sie feiern als offizielle Rettungsmannschaft alljährlich am Florianstag mit Sang und Trunk pflichtgemäß ihr Stiftungsfest."Einhalten!" schreit's jetzt von unten, wo ein beherzter Stadtbaumeister mit dem Stadtwachtmeister und einigen zehn Mann aufmarschiert und zunächst den Platz vor dem brennenden Gebäude, sodann die Straße frei machen lässt. Die Spritzenbedienungsmannschaft, - ehrsame Bau- und Metallhandwerker, mit ihren Arbeitsschürzen angetan und unter Leitung ihrer Meister -, und die Herren im zugeknöpften Überrock mit der roten Armbinde bleiben allein zurück, ein bescheidenes Häuflein auf dem trümmerbedeckten, seit dem Giebeleinsturz nur selten noch durch flackernde Flammen erleuchteten Platz. Diesen versperren Leitern- und Fässerwagen, Wasserbutten und Feuereimer, außer Dienst gesetzte Löschgeräte und in malerischen Gruppen die Haufen herabgestürzten, verkehrten Holzwerks und geretteten Mobiliars. - Mit dem langsam mehr und mehr zurückgedrängten Menschenknäuel lässt auch das unbändige Geschrei nach. Da an Wasser glücklicherweise kein Mangel ist, konnte das Feuer schließlich auf seinen Herd beschränkt werden und - zum Glück der benachbarten Gebäudeeigentümer - blieb die begonnene Einreißtätigkeit mit Ausnahme mehrerer Quadratmeter von Ziegeldächern im Keime stecken.
Da taucht aus den dunklen Häuserschatten eine mittelgroße, leutselig blickende Gestalt im grauen Überrock und einfacher Mütze auf. Ehrfürchtig tritt, was an ihm vorüberkommt, ihm aus dem Wege. Herren in Uniform und solche mit roten Armbinden geleiten ihn, letztere die Hüte in der Hand, hintennach ein Schweif von Leibgardisten, es ist der hochfürstliche Regent selbst. Der endlose Feuerlärm hat den alten Herrn aus seinem nahen Sommerschloss hierher geführt. Er kam gerade zur rechten Zeit und konnte statt des sinnlosen Tumults und Wirrwarrs von vorher nun noch eine sichert und ruhige Operation gegen den beutegierigen; Gegner, den roten Hahn, mit ansehen. - Die Herren mit den Armbinden machen noch immer bedenkliche Gesichter und stärken sich mit einer bedeutungsvollen Prise.
Das Feuer ist bezähmt und gedämpft, und mit den städtischen Organisatoren, den Lösch- und Einreißgeräten und deren Bedienung, welche sich - soweit nicht noch zur Bewachung des Geretteten und der Brandstätte erforderlich - zum Lohntrunk in die nahen Wirtshäuser verzieht, verliert sich nach und nach auch das Heer der Neugierigen mit verhallendem Schritt in die Stadt."

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Seit ein erstes Feuer den heimischen Herd überschreitend Balken und Felle in Flammen setzte, seit ein erster Blitz vom Himmel niederzuckend einen Baum in eine mächtig lodernde Fackel verwandelte kennt der Mensch neben der wohltätigen Macht des Feuers auch seine Urgewalt, wenn es unbewacht sich zu entfalten vermag und dem Menschen unsagbares Leid bringt.
Die großen Opfer, die die Menschheit dauernd bringen musste, ließ sie in der Schaffung geeigneter Gegenmaßnahmen nicht erlahmen und seit urältesten Tagen wurde der Kampf gegen das Schadenfeuer geführt. Die Mittel und die Art der Brandbekämpfung haben sich gewandelt, der Wille zu helfen und zu lindern ist zu allen Zeiten als Gemeinsames geblieben.
Alljährlich vernichten Brände in Wohnsiedlungen, Industrieanlagen und Ländereien Millionenwerte, alljährlich fallen ihnen viele Menschenleben zum Opfer, obwohl heute für die Brandbekämpfung technisch hervorragend entwickelte Feuerlöschgeräte zur Verfügung stehen. Wie viel ohnmächtiger müssen die Menschen früher den Bränden gegenübergestanden haben, als es noch keine oder nur unvollkommene Löschgeräte und keine organisierten Feuerwehren gab, die wenige Minuten nach dem Brandausbruch den Kampf gegen das zerstörende Element aufnahmen.
Zwischen dem ersten Feuerwehrmann, der einen Kübel Wasser in die fressende Glut schleuderte und dabei entdeckte, dass Wasser ein hervorragendes Löschmittel darstellt, und dem heutigen Löschmeister, dem außerordentliche technische Mittel zur Brandbekämpfung zur Verfügung stehen, liegen Jahrtausende. Niemand wird mit Sicherheit mehr feststellen können, wie die ersten Löschgeräte ausgesehen haben und wer sie erfunden hat. Eines aber ist sicher, dass schon vor unserer Zeitrechnung Löschmaschinen erfunden waren, die jedoch wieder in Vergessenheit geraten sind.
Unter allen Neuerungen aber sind es vier grundlegende Erfindungen gewesen, die den Grundstock für die heute so hoch entwickelte Feuerwehrgerätetechnik legten, und zwar:die Feuerlöschpumpe, der Feuerwehrschlauch, die ausschiebbare, freistellende Leiter und der Feuermelder. Diese Erfindungen im Verein mit den im vergangenen Jahrhundert gegründeten organisierten Feuerwehren und dem Idealismus sowie dem Wagemut der Feuerwehrmänner haben den Fortschritt des Löschwesens begründet, der uns auf jeder Seite dieses Artikels begegnet.

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Die Feuerlöschpumpe

Ktesibius von A1exandrien (250 v. Chr.) wird meist als der Erfinder der Feuerspritze bezeichnet, da er erstmals ein zweizylindriges Pumpwerk geschaffen hat. Dieses dürfte jedoch mehr zum Heben von Wasser als für Feuerlöschzwecke verwendet worden sein. Sein Schüler Hero von A1exandrien erfand etwa 50 Jahre später für ein solches Pumpwerk den Windkessel und das Wenderohr, wodurch es möglich war, einen stoßfreien, geschlossenen Wasserstrahl zu erzeugen und diesen durch das Rohr auf den Brandherd zu schleudern. Ob diese Pumpen tatsächlich damals zu Feuerlöschzwecken angewandt wurden, ist nicht erwiesen. Jedenfalls werden sie in keinem der erhalten gebliebenen Brandberichte aus jener Zeit erwähnt. Auch die in der Technik der Wasserförderung sehr fortschrittlichen Römer kannten die Feuerlöschpumpe noch nicht, sondern behalfen sich bei Bränden mit Eimern und nassen Tüchern. Die Erfindungen von Ktesibius und Hero gerieten in Vergessenheit.
Älteste Berichte zeigen, dass gegerbte Tierhäute, ausgehöhlte Holzstämme und gebrannte Töpfe als Wasserspeicher dienten. Mit deren Inhalt übergoss man den Brandherd. Im Laufe der Zeit wurden diese Gefäße durch hölzerne Eimer ersetzt, die jedoch häufig undicht waren und sich deshalb nicht bewährten. An deren Stelle trat der lederne Eimer, der sich in verschiedenen Gegenden als einfaches Löschgerät noch bis zum heutigen Tage erhalten hat. Die gute alte Zeit fand noch Muße genug, diese Eimer kunstvoll auszustatten. und mit Monogrammen und Wappen zu verzieren.
" Durch der Hände lange Kette um die Wette " flogen die gefüllten Eimer von der Wasserstelle zum Brandherd und die leeren in einer zweiten Kette zurück. Viele Menschen waren notwendig, um auf diese Weise genügend Wasser heranzuschaffen.
Neben dem Ledereimer und den Wasserfässern gab es noch Feuerhaken, Dachkrücken zum Abstoßen der Dachschindeln und daneben die üblichen Handwerkzeuge der Zünftigen. Durch diese ungenügenden Hilfsmittel, die einem größeren Brande keine Grenzen setzen konnten, gewann oft die Meinung der Hilflosigkeit jedem großen Feuer gegenüber die Oberhand. Die wenig wirkungsvolle Brandbekämpfung ließ auch dem Aberglauben freien Spielraum, der häufig der weiteren Verbesserung der Löscheinrichtungen hindernd im Wege stand. Es gibt genügend Aufzeichnungen über magische und abergläubische Mittel, die im richtigen Zeitpunkt angewendet imstande sein sollten " das Feuer rückgängig zu machen, auch wenn dasselbe wirklich das Haus schon an mehreren Orten gepackt hätte ".
Erst im 14. und 15. Jahrhundert begegnen wir einfachen Handspritzen. Sie waren kunstvoll geschmückt eher eine Zierde des gepflegten Bürgerhauses als ein wirksames Instrument für die Brandbekämpfung. Wenn man heute liest, dass solche primitiven Geräte bei der Bekämpfung des großen Brandes der Kathedrale in Troyes (1618) oder beim großen Brand von London (1666) Verwendung fanden, so kann man sich vorstellen, wie hilflos der Mensch noch vor 300 Jahren dem Brande gegenüberstand.
Es ist uns heute unverständlich, dass man noch im 17. Jahrhundert mit derartigen Handspritzen arbeitete, nachdem bekannt ist, dass schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Feuerspritze von dem Goldschmied Anton P1atner von Augsburg erfunden war. Der Beschreibung nach entsprach diese "Maschine" etwa der Spritze, die Hero von Alexandrien 2000 Jahre zuvor schon ersonnen hatte. Diese Spritze von Platner wird erstmals in einer Baurechnung der Stadt Augsburg vom Jahre 1518 erwähnt. Auch sie ging wieder verloren und fand keine weitere Verbreitung.
Als Vorläuferin der späteren großen Feuerspritzen darf eine Maschine angesehen werden, die im Jahre 1578 gebaut wurde und im "Theatrum instrumentarum et machinarum jacobi Bessoni, Lyon 1628" gezeigt ist. Es handelte sich um eine Spritze, die bereits auf einem zweirädrigen Wagen angeordnet war. Sie bestand aus einem Zylinder, dessen Kolben durch eine Spindel und Kurbel angetrieben wurde. Das Wasser wurde durch einen hinter dem Spritzrohr angeordneten, mit Hahnen versehenen Trichter eingefüllt. Der Zylinder war kegelig zugezogen und mündete in eine Strahlrohrdüse aus. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Herstellung von Feuerspritzen in Nürnberg aufgenommen. Erst diesen war eine größere Verbreitung beschieden. Im Jahre 1602 wird über eine "neu erfundene und wunderbare Sprütze" berichtet, mit der die Höhe eines jeden Hauses erreicht werden konnte, die nach allen Richtungen gewendet, von 2 Männern betrieben und von einem einzigen Pferde gezogen werden konnte. Als ihr Erfinder wird "Der von Aschhausen und seine compagnia" genannt. Die Spritze wurde dem Nürnberger Rat angeboten. Von diesem Zeitpunkt an kann von einer stetigen Weiterentwicklung der Handdruckspritze, die sich wirklich bei der Brandbekämpfung bewährte, gesprochen werden. Am bekanntesten wurde die Spritze von Hans Hautsch, die er im Jahre 1655 ausführlich beschrieb. Obwohl es sich noch um recht schwere Geräte handelte, die auf Schlittenkufen bewegt wurden und für die Bedienung eine große Mannschaft erforderten, fanden sie Anerkennung, da sie gegenüber den bis dahin bekannten Mitteln einen wirklichen Fortschritt bedeuteten. Nachdem der Vorteil dieser Schlagspritzen und Handdruckspritzen gegenüber den bis dahin bekannten Mitteln deutlich sichtbar war, haben sich allerorts Mechaniker und praktisch veranlagte Feuerwehrleute um die weitere Vervollkommnung bemüht. Während anfänglich diese Geräte nur stoßweise Wasserstrahlen abgaben, wurde durch die Einführung des Windkessels gegen Ende des 17. Jahrhunderts eine weitere nennenswerte Verbesserung erzielt. Alle Handdruckspritzen aus jener Zeit waren mit einem auf das Pumpwerk direkt aufgesetzten Wenderohr versehen. Dieses Rohr schleuderte in vollen Strahl das Wasser gegen den Brandherd. Die Handdruckspritzen haben in abgewandelter Form und mit zahlreichen Verbesserungen versehen sich über die Jahrhunderte erhalten und waren so erfolgreich, dass viele dieser Geräte noch heute im praktischen Dienst von kleineren Feuerwehren stehen. Auch sie waren oftmals Kunstwerke aus der Blüte der handwerklichen Zeit, mit kostbarem Zierrat und Schmuck versehen. Sachlichere und zweckmäßigere Ausführungen, nach dem gleichen Grundprinzip gebaut, finden wir erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die rasche Entwicklung der Handdruckspritzen wäre jedoch Stückwerk geblieben, wenn sich nicht die zweite bedeutende Erfindung, die der Feuerwehrschläuche, hinzugesellt hätte.

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Der Feuerwehrschlauch
Der holländische Maler und spätere Brandmeister von Amsterdam Jan van der Heyden (1637-1712) hat sich um das Feuerlöschwesen sehr verdient gemacht. Neben der Weiterentwicklung der Feuerspritzen und deren Einführung in Holland wird ihm vielfach das Verdienst der Erfindung des Feuerwehrschlauches zugeschrieben. Dies durfte jedoch nicht zutreffen, da schon zu einem früheren Zeitpunkt Schläuche erwähnt werden. Van der Heyden hatte jedoch richtig erkannt, dass es nur mit Schläuchen möglich ist, an die Nähe des Brandherdes heranzukommen, d. h. den Brand an der Wurzel zu fassen, während mit den bis dahin angewandten Wenderohren das Wasser nur durch die Fensteröffnungen oder über das schon durchgebrannte
Dach "hoch Im Bogen' dem Brand zugeführt wurde und meist ohne Wirkung blieb. In einem 1690 erschienenen Buch schildert van der Heyden ausführlich die vorteilhafte Anwendung seiner Schläuche und seiner Schlauchspritzen und stellt diese in ihrer Wirkungsweise in wunderbaren Holzschnitten sehr anschaulich den veralteten Löschmethoden gegenüber.
Seine ersten Schläuche waren aus Lederstreifen zusammengenäht und hielten auch größeren Drücken stand. Versuche, anstelle von Leder Segeltuch zu verwenden, sind scheinbar unbefriedigend geblieben. Die älteste Überlieferung über Schläuche liegt aus Augsburg vor, es sollen dort in einer Rechnung aus dem Jahre 1558 lederne Schläuche erwähnt sein. Nachrichten aus Nürnberg besagen, dass der Röhrenmeister Martin Löhner (geh. 1636) die Verwendung von Feuerlöschschläuchen für Feuerlöschzwecke gezeigt haben soll. Ferner soll C. Schott in der Mitte des 17. Jahrhunderts für die Stadt Nürnberg Lederschläuche angefertigt haben. Dem Hofkupferschmied K1ug aus Jena gelang es im Jahre 1809, die ersten genieteten Schläuche herzustellen, die wesentlich widerstandsfähiger und unempfindlicher waren als die genähten Lederschläuche.
Sofern die Lederschläuche gut gepflegt und zur Erhaltung der Geschmeidigkeit und Dichte eingefettet wurden, waren sie recht brauchbar und den anderen Schläuchen der damaligen Zeit überlegen. Der Lederschlauch hat sich im Feuerlöschdienst sehr lange gehalten und wurde bei manchen Feuerwehren bis Ende des 18. Jahrhunderts verwendet.
Wer den Hanfschlauch ohne Naht erfunden hat, ist nicht bekannt, Wir wissen lediglich, dass solche Schläuche durch Webermeister Beck in Leipzig (1720), Sebalon in Dresden (1740) und Leineweber Erke in Weimar (1775) gefertigt wurden. Obwohl diese Schläuche anfänglich noch sehr mangelhaft waren, haben sie wegen ihrer Billigkeit, Handlichkeit und leichteren Instandhaltung den Lederschlauch nach und nach verdrängt. Eine große Förderung fand der gewebte nahtlose Schlauch durch Herzog Karl August von Weimar, der 1781 eine Schlauchmanufaktur errichtete. Er erblickte in der Schlauchweberei einen erträglichen Erwerbszweig und hatte wohl auch die Bedeutung des Hanfschlauches für das Feuerlöschwesen erkannt. Die Weber hatten die Verpflichtung, die Kunst des Schlauchwebens geheim zu halten. Trotz strengster Überwachung konnte jedoch nicht verhindert werden, dass schon kurze Zeit danach weitere Schlauchwebereien in Annaberg in Sachsen, in Gnadenfrei in Schlesien, in Gotha und an anderen Orten entstanden.
Während anfänglich nur Handwebstühle Verwendung fanden, wurden in den 80er und 90er Jahren des 18. Jahrhunderts auch für die Schlauchweberei die mechanischen Webstühle eingeführt und dadurch nicht nur die Produktion erhöht. sondern auch die Qualität des gewebten Schlauches wesentlich verbessert. Der Schlauch konnte gleichmäßiger und fester gewebt werden und erzielte dadurch neben einer größeren Dichte auch eine größere Festigkeit. Die "rohen" Schläuche ließen so lange das Wasser durchperlen, bis das Gewebe angequollen war, was sich oft beim Gebrauch recht unangenehm bemerkbar machte. Man suchte deshalb schon frühzeitig nach Mitteln, die eine völlige Dichtheit des Schlauches ermöglichten. Mit dem Aufkommen des Gummis war der geeignete Werkstoff hierfür gefunden. Es war allerdings ein weiter Weg von den ersten Versuchen bis zu den heutigen recht vollkommenen gummierten Schläuchen.
Die ersten Gummischläuche sollen in England etwa um das Jahr 1820 hergestellt und für Feuerlöschzwecke verwendet worden sein. Auch versuchte die Fa. Cocker & Son in Sheffield, einen Schlauch aus Guttapercha einzufahren, der aber den Anforderungen nicht standhielt. In Deutschland wird zum ersten Male ein Gummierungsverfahren für gewebte Schläuche im Jahre 1836 in den Mitteilungen des Gewerbevereins Hannover erwähnt. Es war als das Benzingersche Verfahren bekannt geworden. Nach diesem Verfahren wurden auf eine umständliche und zeitraubende Art kurze Schlauchstücke umgewendet, mit aufgelöstem Gummi bestrichen und nach der Trocknung wieder gewendet. Die kurzen Schlauchstücke wurden durch Hülsen miteinander verbunden. 1847 erfand Beuringerin Hannover die Präparierung von Hanfschläuchen mit einer Gummieinlage auf der Innenseite. In den 60er Jahren brachte die Hörselgauer Schlauchweberei innen gumrnierte Feuerlöschschläuche auf den Markt, die durch Einreiben einer Gummilösung mittels Walzen innen gummiert wurden. Auf dem Deutschen Feuerwehrtag in Leipzig im Jahre 1865 wurden der Öffentlichkeit gummierte Schläuche als Neuheit gezeigt. In der ersten Zeit waren diese Schläuche noch unvollkommen, und es kam häufig vor, dass die inneren Flächen zusammenklebten oder Risse bekamen. Erst zu Ende des 18. Jahrhunderts, mit der Entwicklung geeigneter Gummisorten, war es möglich gewesen, die Verbindung von Gewebe und Gummierung zu handhaben einwandfreier ArtWeise sicherzustellen.
Ebenso wichtig wie der Druckschlauch war für den wirksamen Einsatz der Feuerlöschpumpen die Erfindung des Saugschlauches, mittels dessen es möglich war, das Wasser aus offenen Wasserentnahmestellen anzusaugen. Es war van der Heyden, der erstmals eine Vorrichtung baute, um das Wasser von der Wasserstelle mittels eines Schlauches in die Spitze zu leiten. Diese Einrichtung wurde seiner Zeit als Anbringer bezeichnet. Sie bestand aus einem Sack von Segeltuch, der auf einem Gestell aus Holz ausgespannt wurde und durch einen Schlauch mit der Spritze verbunden war. Der Sack wurde an der Wasserstelle aufgestellt und mittels Eimer gefüllt. Das Wasser floss dann aus dem erhöht stehenden Wassersack durch den "Anbringerschlauch" dein Wasserkasten der Spritze zu. Später wurde der "Anbringer" mit einer Saugpumpe versehen, so dass durch den von van der Heyden im Jahre 1672 erfundenen Saugschlauch das Wasser direkt aus der Wasserstelle in den Anbringer gepumpt werden konnte.
Diese ersten Saugschläuche waren aus Lederbahnen hergestellt und zusammengenäht. Im Innern waren sie durch Streifen aus Kupferblech versteift. Die ersten Darstellungen von biegsamen Saugschläuchen finden sich in einem Werk von Leupold ,Theatrum machinarum hydraulicarurn aus dem Jahre 1724 und von van der Heyden. Während anfänglich die biegsamer Saugschläuche aus genähtem Leder mit Metallringen gefertigt waren, trat später an die Stelle der Metallringe nach und nach verzinnter Eisendraht, der spiralartig in den Schlauch eingeführt wurde. Das Nähen des Leders wurde später durch das schon erwähnte viel dauerhaftere Vernieten ersetzt.
In der Mitte des vorletzten Jahrhunderts kamen Saugschläuche auf, die aus vulkanisiertem Gummi hergestellt waren. Sie waren aber anfänglich nicht zuverlässig und bekamen bei Frost erhebliche Risse. Alle diese Schwierigkeiten sind jedoch später durch Verbesserung der verwendeten Werkstoffe und der Fertigungsverfahren beseitigt worden.

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Die Feuerwehrleiter

Eine weitere wesentliche Hilfe bei der Brandbekämpfung bilden die Leitern. Diese dienen in erster Linie dazu, Angriffs- und Rettungswege herzustellen, besonders dann, wenn die vorhandenen Treppen, Stiegen oder andere Ausgänge nicht mehr ausreichen oder nicht mehr benutzbar sind.
Obwohl die Leitern im Feuerlöschwesen immer eine bedeutende Rolle gespielt haben, findet man in den älteren Schriften nur an untergeordneten Stellen Hinweise auf ihre Anwendung und Ausführung. Sprossenleitern sind sicher seit 1605 v. Chr. bekannt. Sie haben sich Jahrhunderte hindurch ohne nennenswerte Änderung erhalten. Wann ihre Einführung in die Feuerlöschtechnik erfolgte, lässt sich mit Sicherheit nicht feststellen. Erwähnt wird sie schon in Feuerlöschordnungen des frühen Mittelalters. Es darf jedoch als sicher angesehen werden, dass solche Leitern bei den Römern schon benutzt wurden, da dort sich Ansätze für eine Feuerlöschordnung finden. Dass sie schon in frühen Mittelalter angewendet wurden, geht aus einer im Jahre 1189 in London getroffenen Bestimmung hervor, nach der alle Bewohner, die in großen Häusern wohnen, eine oder zwei Leitern in Bereitschaft haben müssen, um ihren Nachbarn zu Hilfe zu eilen, im Falle sich ein Unglück durch Feuersbrunst ereignen würde. Neben der zweiholmigen Anstelleiter sind bis in das 19. Jahrhundert hinein dreiholmige Anstelleitern verwendet worden, die beim Brand durch 2 Löschreihen besetzt wurden. Die eine Reihe gab die gefällten Löscheimer zur Brandstelle, die zweite Reihe die leeren Eimer wieder zur Neufüllung zurück. Zum leichteren Aufrichten der oft sehr langen und schweren Leitern bediente man sich sogenannter Stützstangen, an deren Ende eine Gabel angebracht war.
Auch von der sogenannten Hakenleiter lässt sich recht schwer sagen, wann sie ihren Weg in die Feuerlöschtechnik gefunden hat. Sie wurde sicher im Mittelalter in der Kriegstechnik zum Erstürmen von Mauern verwendet. Ihre einfachste Form war die sogenannte Papagei- oder Kopenhagener Leiter, bei der die Sprossen durch den Holm so hindurch gesteckt waren, dass sie beiderseits hervorstanden. Sie finden noch heute in Amerika in der gleichen Form Verwendung. In Europa erlebte diese Art Leiter bis in die jüngste Zeit hinein man die Änderung und war bei den Feuerwehren vor Erfindung der Schiebeleiter das einzig brauchbare Steiggerät. In Deutschland wird zum erstenmal im Jahre 1783 eine solche Leiter von Westenrieder in einer Beschreibung der Stadt München erwähnt. Aber auch in dem Werk von van der Heyden aus dem Jahre 1690 sind bereits derartige Hakenleitern in ihrer Anwendung gezeigt.
Einen wesentlichen Fortschritt gegenüber der Anstelleiter und Hakenleiter stellte die Erfindung der Steckleiter im 15. Jahrhundert dar, aus der sich die ausschiebbare, freistellende Leiter im 18. Jahrhundert entwickelte. Die Steckleiter, die ebenso wie die Hakenleiter aus der Kriegstechnik übernommen wurde, hat sich aus der Anstelleiter heraus entwickelt. Die einzelnen Leitern wurden entweder durch Scharniere miteinander verbunden oder durch besonders an den Holmenden angebrachte Beschläge ineinander gesteckt. Die weitere Verbesserung der Anstelleiter und der Steckleiter konnte die Gefährlichkeit in der Anwendung dieser Leitern bei größeren Steighöhen nicht vermeiden. Wie bedenklich der Gebrauch solcher Leitern war, erfahren wir aus einem umfangreichen Werk über "Die Polizeiwissenschaften" von Kugelstein aus dem Jahre 1798/99. Er schreibt:

"Bei allen diesen Verbesserungen haben dennoch die gewöhnlichen Leitern manches Bedenkliche gegen sich. Große, wären sie auch mit Rollen versehen, lassen sich nicht allezeit leidet und nie ohne Gabeln und Feuerhaken aufrichten. Wie oft ermattet nicht der stärkste Mann bei Haltung eines solchen Hakens, wie leicht rutscht ein solcher Haken nicht ab und verwundet sowohl als die umschmeißende Leiter mehrere Menschen. Nicht zu gedenken, dass ohne diesen Unfall eine Leiter mit ihren Rollen oder Hervorragungen in einem Fenster oder Vorsprung hängen bleiben kann.
Am meisten geschieht dieses, wenn sie zu steil gerichtet sind. Sie ist aber auch
ebenso gefährlich, wenn sie zu weit abgesetzt wird, weil sie alsdann desto
leichter durchbrechen und immer 8 bis 10 Personen unglücklich machen."


Der Nachteil der Steckleiter, nämlich die Unmöglichkeit der sicheren Besteigung größerer Höhen sowie der Zeitverlust beim Zusammenstecken ließ den Wunsch nach Leitern entstehen, die bei schneller Betriebsbereitschaft das Ersteigen größerer Höhen erlaubten. Bahnbrechend für die weitere Entwicklung der Leitern ist zweifellos die Erfindung der aufeinandergleitenden Holmen. Bekannt ist, dass der Münchner Stellmacher Bürner im Jahre 1761 eine solche Leiter gefertigt hat, die speziell dem Einsatz der Feuerwehr diente. Während bei diesen ersten Leitern durch ein Seil oder durch den besteigenden Feuerwehrmann die Leiter ausgeschoben wurde, wurden erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts Winden zum Ausziehen angewandt. Die Leitern wurden auf einfachen Wagen aufgebaut und damit fahrbar gemacht. Die ersten sehr beachtlichen Leitern dieser Art wurden im Jahre 1806 mit einer Steighöhe von 15 Meter durch Ha11er & Horti n in Bern hergestellt und als Berner Leiter bekannt. Weniger bekannt ist, dass zur gleichen Zeit durch einen Wagnermeister Lange für die Gemeinde Baden bei Zürich eine auf einem zweirädrigen Fahrgestell drehbar aufgebaute zweiteilige Schiebeleiter gefertigt wurde, die sich von Hand aufrichten und mittels einer Winde ausziehen ließ. Es handelte sich hier um die erste bekannt gewordene Drehleiter. Unabhängig davon wurde eine ganz ähnliche Konstruktion von dem Wagner Meister Scheck für die Stadt Knittlingen bei Bretten im Jahre 1808 geliefert, die bereits eine Verspannung der Oberleiter aufwies, nach jeder beliebigen Seite gedreht, aufgerichtet und ausgezogen werden konnte. Die Leitern waren so gut gefertigt, dass sie als Prototypen bei den betreffenden Feuerwehren mehr als 100 Jahre treue Dienste leisteten. Es ist erstaunlich, dass derart vorteilhafte Leitern damals nicht mehr Eingang bei den Feuerwehren gefunden haben und es nahezu 75 Jahre dauerte, bis erstmals wieder Drehleitern gebaut und allgemein zur Einführung kamen.
Es ist zweifellos ein großes Verdienst von Conrad Dietrich Magirus, der im Jahre 1864 als Kommandant der Feuerwehr Ulm daselbst eine Feuerlöschgerätefabrik gründete und sich insbesondere mit der Entwicklung leichter freistellender Feuerwehrleitern befasste. Seine ersten Leitern bewährten sich hervorragend, fanden allgemein Anerkennung und wurden nicht nur in Deutschland, sondern weit über die Grenzen hinaus als "Ulmer Leitern" bekannt und eingeführt.
Die Forderung auf immer höhere Leitern stellte die leiterbauenden Firmen vor immer größere Aufgaben. Man verwendete vierrädrige Fahrgestelle, die von Pferden gezogen wurden, aber im Notfall auch von Hand bewegt werden konnten. Mannigfaltig waren die Ausführungen für die Leitersätze, die durch die großen Höhen erheblichen Beanspruchungen unterworfen waren, sowie die Gestaltung der Aufrichte- und Auszugsysteme. In zunehmendem Maße mussten auch Sicherheitseinrichtungen angewendet werden, die die Leitern bei fälschlicher Bedienung vor Schaden schützten. Der große Nachteil, den diese Leitern besaßen, war, dass sie nicht drehbar waren, sondern in aufgerichtetem Zustand mit dem ganzen Fahrgestell in die Stellung gedreht werden mussten, in der sie zum Einsatz kommen sollten.
Im Jahre 1875 baute Fischer und Stahl in Nürnberg ihre erste Drehleiter und führten sie dem Magistrat zu Nürnberg vor. Obwohl diese 22 Meter hohe Leiter einen erheblichen Fortschritt darstellte, entschloss sich die Stadt Nürnberg nicht, diese anzukaufen. Sie wurde später umgebaut und diente der Leipziger Berufsfeuerwehr viele Jahre. Die Art ihrer Konstruktion war vorbildlich und fortschrittlich für die damalige Zeit. Dass nur wenige Leitern dieser Art zur Lieferung kamen, lag nicht am System dieser Leiter, sondern an der Teilnahmslosigkeit, die damals derartigen Neuerungen entgegengebracht wurde.
1878 meldete die Firma Hönig in Köln eine Drehleiter zum Patent an, bei der die Leiter auf einem drehbaren Turm aufgebaut war.
Diesen ersten Leitern folgte im Jahre 1892 die erste von Magirus gebaute Drehleiter, die für alle späteren Konstruktionen richtungweisend wurde. Diese Leiter erregte auf dem 14. Deutschen Feuerwehrtag in München im Jahre 1893 erhebliches Aufsehen. Sämtliche Leiterbewegungen konnten durch Handgetriebe sehr leicht durchgeführt werden.
In diesem Zusammenhang verdient noch eine Leiterkonstruktion Erwähnung die von Branddirektor Schapler entwickelt war. Bei ihr wurde für das Ausziehen ein Teleskoprohr- system angewendet. Wegen ihrer einfachen Bedienung und Bauweise war sie von vielen Feuerwehren auch im Ausland eingeführt worden. Diese Leiterkonstruktion löste auch um die Jahrhundertwende eine Auseinandersetzung über die Vorteile von Stahl- oder Holzleitern aus.
Obwohl diese Leitern mit gut übersetzten Getrieben ausgestattet waren, waren die Zeitverluste insbesondere bei Rettungsmanövern erheblich und man versuchte durch Einbau von maschinellen Einrichtungen den Antrieb zu motorisieren. Bis zur allgemeinen Einführung der Dampfmaschine und des Verbrennungsmotors sind zu diesem Zweck vielfach Kohlensäuremotoren und auch Elektromotoren verwendet worden, die von mitgeführten Batterien gespeist wurden.

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Feuermelder

In den ältesten Feuerordnungen finden sich immer wieder Hinweise darüber, in welcher Form der Ausbruch eines Feuers bekannt zu machen ist, Es wurde den Bewohnern zur Pflicht gemacht, bei Ausbruch eines Feuers ein Geschrei zu machen, das dann durch Trommeln (Lärmen) weiterzugehen war und durch Läuten (Stürmen) der Glocken die Bewohner zur Hilfeleistung herbeirief. Vielfach hatten die Türmer oder die Nachtwächter die Aufgabe, den Alarm auszulösen und dafür zu sorgen, dass die Meldung möglichst unverzüglich an die in der Feuerlöschordnung verantwortliche Stelle gegeben wurde. Ein solches Alarmsystem führte häufig zu Irrtümern und es vergingen oft wertvolle Minuten und Stunden, bis ein organisierter Löschangriff zustande kam.
Die Erfindung des Telegraphen wurde sehr schnell für das Feuermeldewesen ausgenutzt. Bereits im Jahre 1851 wurde durch die Firma Siemens bei der Feuerwehr Berlin der erste elektrisch arbeitende Feuermelder eingebaut. Die Turmmelder erhielten für ihre Feuermeldung Drucktasten, mit denen sie verabredete Signale auf einer über die Häuserdächer geführten Leitung mittels kleiner elektrischer Alarmglocken abgeben konnten. Mit dieser einfachen Einrichtung begann die Einführung des Feuermeldewesens auf telegraphischem Wege.
Sie wurde im Laufe der nächsten Jahre zu größerer Vollkommenheit entwickelt. Die in Berlin erstellte Anlage, die in den folgenden Jahren ausgebaut wurde, bewährte sich so hervorragend, dass alle größeren Städte diesem Berliner Beispiel folgten. Der erste Schritt zur Gewinnung wertvoller Zeit, die zwischen der Feststellung des Brandes bis zu dessen Bekämpfung lag, war damit getan und die Feuermeldeanlagen wurden zu einer unumgänglich notwendigen Einrichtung jeder Feuerwehr.

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DIE MOTORISIERUNG DER FEUERWEHREN

Die Dampfmaschine

Am 19. August 1819 entschlief James Watt. Die Nachwelt errichtete ihm, dem großen englischen Ingenieur, mitten unter den Königen und Kriegshelden, Staatsmännern und Dichtern in der weltberühmten Westminster-Abtei ein Denkmal, auf dem folgendes geschrieben steht:

JAMES WATT,
der die Kraft seines schöpferischen, frühzeitig in wissenschaftlicher Forschung geübten Geistes auf die Verbesserung der Dampfmaschine wandte, damit die Hilfsquellen seines Landes erweiterte, die Kraft des Menschen vermehrte und so emporstieg zu einer hervorragenden Stellung unter den berühmten Männern der Wissenschaft und den wahren Wohltätern der Welt.

Obwohl schon im Jahre 1698 Thomas Savery ein Patent auf ein Gerät erhielt, das dazu dienen sollte "durch die treibende Kraft des Feuers Wasser zu heben und Getriebe aller Art in Bewegung zu setzen" dauerte es fast ein Jahrhundert, bis diese Idee durch James Watt unter Mithilfe von Newcomen, Smeaton und anderen mehr zu einer brauchbaren Antriebsmaschine führte. Man war sich schon damals bewusst, welche außerordentliche Hilfsquellen der Menschheit durch diese Erfindung erschlossen wurden.
Auch die Feuerwehr machte sich diese Erfindung bald zunutze. Im Jahre 1829 bauten John Braithwaite und John Ericsson in London die erste Dampfspritze für Feuerlöschzwecke. Sie erfüllte jedoch nicht die Anforderungen jener Tage und war als "Küchenofen" vielfach verspottet worden. Ein Mann, der seiner Zeit auch weit vorauseilte, war Paul R. Hodge , der im Jahre 1840 eine selbst fahrbare Dampfspritze baute, die 1841 erstmals schnaubend und fauchend durch die Straßen von Manchester rollte. Auf dem Brandplatz angekommen, wurde das Gefährt hochgebockt und die beiden Laufräder dienten so als Schwungräder für die Dampfkolbenpumpe. Damit war der Weg für den Bau von selbstfahrenden Feuerwehrfahrzeugen gewiesen. Es mussten jedoch auch hier wiederum 60 lange Jahre vergehen, bevor wirklich brauchbare, schnellfahrende Automobile Spritzen gebaut wurden.
Erste Dampfspritzen, die erfolgreich bei Bränden eingesetzt wurden, sind in Amerika entstanden. Latta baute im Jahre 1852 in Cincinnati auf Anregung von Mills Greenwood den "Onkel Joe Ross", eine selbstfahrbare Dampfspritze, die sich hervorragend bewährte. Sie wurde leider schon am 6. Dezember 1855 das Opfer einer Kesselexplosion. Obgleich sich die Feuerwehren gegen die Einführung der Dampfspritze wehrten und sich für die Beibehaltung der Handdruckspritze einsetzten, wurden in den folgenden Jahren in zunehmendem Maße nach dem Vorbild des "Onkel Joe Ross" Dampfspritzen gebaut und viele amerikanischen Städte benutzten diese mit großem Erfolg.
In Europa wurden ab 1855 durch die englische Firma Shand, Mason & Co's London sehr brauchbare Dampfspritzen hergestellt. Diese Firma erreichte in der Herstellung eine solche Vollkommenheit, dass es ihr möglich war, in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts von England aus die ganze Welt mit Spritzen Zu beliefern. Im Vergleich zu den damals üblichen Handdruckspritzen waren diese mit Dampf angetriebenen Pumpen um ein Vielfaches überlegen und sie benötigten für ihre Bedienung nur 2-3 Mann. Die Anheizvorrichtungen wurden im Laufe der Zeit vervollkommnet, dass nach einer Heizzeit von 5 Minuten bereits die volle Leistung entnommen werden konnte, wobei Fördermengen bis zu 4000 1/min bei Förderhöhen bis zu 150 m erreicht worden sind. Anstelle der Kohlenbefeuerung trat später die noch wirksamere Ölfeuerung. Diese Dampfspritzen besaßen eine außerordentliche Löschkraft und bildeten Ende des vergangenen Jahrhunderts das Rückgrat bei der Bekämpfung größerer Brände.
Die umfangreichen Lieferungen englischer Dampfspritzen nach den übrigen Ländern ließen die Hersteller von Löschfahrzeugen in Österreich und Deutschland nicht ruhen. Um 1875 wurden nach englischem Muster auch hier Dampfspritzen hergestellt, die den Vorbildern ebenbürtig waren. Um die Zeit, die für das Anheizen erforderlich war, zu überbrücken, wurden auch Kombinationen von Handdruck- und Dampfspritzen erstellt, mit denen man zunächst nach Ankunft an der Brandstelle wie bei einer Handdruckspritze arbeitete und später auf Dampfbetrieb umschaltete. Es sind auch Spritzen bekannt geworden, die bis zur Umschaltung auf Dampfbetrieb mit aufgespeicherter Kohlensäure arbeiteten.
Um die Jahrhundertwende wurde nach dem Vorbild von Hodge der Dampfantrieb auch zur Fortbewegung des Fahrzeuges benutzt. Im Jahre 1901 zeigte die Waggonfabrik W. C. F. Busch AG., Bautzen, eine automobile Dampffeuerspritze und 1904 ging Magirus dazu über, die ersten mit Dampfkraft angetriebenen Kraftfahrspritzen und Kraftfahrdrehleitern herzustellen. Die ersten Ausführungen besaßen noch eisenbereifte Räder, während einige Jahre später diese mit Vollgummireifen ausgestattet wurden. Mit dieser ersten fahrbaren Dampfkraftspritze und Dampfkraftfahrdrehleiter hatte Magirus den ersten Automobilen Dampflöschzug der Welt gefertigt und an die Stadt Köln geliefert.
Fast zur gleichen Zeit wie die Dampfmaschine für den Antrieb der Fahrzeuge zur Einführung kam, wurde auch die elektromotorische Kraft in den Dienst der Feuerwehrfahrzeuge gestellt. Anfang dieses Jahrhunderts fiel nach langen Erörterungen die Entscheidung zugunsten der elektromobilen Löschfahrzeuge, die vielfach ihren Antrieb durch in die Radnaben eingebaute Elektromotoren erhielten. Jedoch kurze Zeit später - im Jahre 1911 - wurde der erbittert geführte Kampf um die geeignetste Antriebsart für Feuerwehrfahrzeuge zugunsten des immer mehr aufkommenden Verbrennungsmotors entschieden.

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Der Verbrennungsmotor

Im Ehrensaal des Deutschen Museums in München hängt das Reliefbildnis von Nicolaus August Otto und Eugen Langen mit der Unterschrift:

"Dem großen Erfinder und dem hervorragenden Ingenieur verdankt die Welt die ersten ausschlaggebenden Fortschritte auf dem Gebiet der Verbrennungskraftmaschinen. In gemeinsamer Arbeit wurden von ihnen die Grundlagen gelegt zu der gewaltigen industriellen Anwendung der Explosionskraftmaschinen, die uns zum Automobil und Flugzeug führten."

Im Jahre 1876 lief der erste von Otto gestaltete Verbrennungsmotor nach dem Viertaktverfahren als eine derjenigen Schöpfungen, durch die der Welt vollständig neue Wege erschlossen wurden. Dass diese nicht ohne Einfluss auf die Weiterentwicklung der Löschgerätetechnik blieb, war das Verdienst vieler nachfolgender Ingenieure und Techniker. Neben und mit Otto arbeiteten an der weiteren Vervollkommnung die Ingenieure Daimler und Maybach, deren Verdienst es ist, diese Motorenart für das Automobil brauchbar gemacht zu haben. Mit der Einführung der Verbrennungskraftmaschine und der Einführung der Kreiselpumpe war der Weg für den Bau der Kraftfahrspritzen und moderner Löschgeräte vorgezeichnet. Bevor es jedoch so weit war, mussten verschiedene Zwischenstufen durchlaufen werden.
Heinrich Kurtz, Stuttgart, stellte im Jahre 1888 auf dem 13. Deutschen Feuerwehrtag zu Hannover die erste Benzinmotorspritze zur Schau. Als Antrieb für die Kolbenpumpe diente ein Daimler-Motor, der innerhalb drei Minuten betriebsfertig gemacht werden konnte. Das Motorpumpenaggregat war auf einem vierrädrigen Fahrgestell aufgebaut, welches von Pferden gezogen werden konnte.
Mit der Einführung der elektrischen Zündung durch die Erfindungen von Bosch konnten die Motoren rascher angelassen werden, was gerade für Feuerlöschfahrzeuge von besonderer Bedeutung war.
Auch Magirus hat sich schon frühzeitig für den Antrieb seiner Pumpen der Verbrennungskraftmaschine zugewandt und zeigte auf dem 14. Deutschen Feuerwehrtag in München im Jahre 1893 seine erste Kraftspritze, bei der ebenfalls eine Kolbenpumpe durch die Kraftmaschine angetrieben wurde. Die Kolbenpumpen hatten den Vorzug, dass sie selbstansaugend waren, während das Ansaugen bei den bis dahin bekannten Kreiselpumpen erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Um diese zu beseitigen, versuchte man als nächsten Schritt die Verwendung schnell laufender Rundlauf- oder Kapselpumpen, die damit erzielten Ergebnisse waren jedoch nicht voll befriedigend. Durch die Anordnung besonderer Ansaugpumpen wurde die Kreiselpumpe auch für das Feuerlöschfahrzeug brauchbar gemacht und etwa im Jahre 1910 allgemein wegen ihrer großen Einfachheit und Betriebssicherheit eingeführt.
Wenn auch die ersten automobilen Fahrzeuge noch etwas schwerfällig waren und nicht die heute gewohnten Geschwindigkeiten aufwiesen, so bedeutete doch ihre Einführung einen wesentlichen Fortschritt in der Brandbekämpfung. Es ist unmöglich, im Rahmen dieser Abhandlung all der vielen Ingenieure und Hersteller zu gedenken, die ihren Teil zu der neuzeitlichen Entwicklung der Löschfahrzeuge und motorisierten Geräte beigetragen haben.
Mit der zunehmenden Verwendung des Automobils im Nutzfahrzeugbau nach dem ersten Weltkrieg wurden auch für die Feuerwehren viele Fahrzeugtypen entwickelt, die den Löscheinsatz beschleunigten. Die meist offenen Aufbauten gestatteten außer der Unterbringung der Löschmannschaft auch die Mitführung von Armaturen und Schläuchen. Die Mehrzahl der Fahrzeuge war mit Kreiselpumpen ausgerüstet, die eine Leistung von 1000-2500 1/min besaßen; vielfach wurde auch Löschwasser für den ersten Einsatz mitgeführt.
Kennzeichnend für die Jahre nach 1930 war der Übergang auf geschlossene Bauformen bei den Löschfahrzeugen. Die Mannschaft sowie die Geräte wurden in vollständig geschlossenen Räumen untergebracht. Diese in Deutschland begonnene Entwicklung war vorbildlich für den Bau von Löschfahrzeugen in der ganzen Welt. Die Einführung der Verbrennungskraftmaschine für den Antrieb von Feuerlöschpumpen ermöglichte auch die Motorisierung der kleineren Feuerwehren auf dem Lande. Bereits im Jahre 1910 zeigte die Firma Rosenbauer, Linz, eine kleine tragbare Kraftspritze, deren Pumpe durch einen Verbrennungsmotor angetrieben war. Mit der Erfindung des Zweitaktmotors und dessen Einbau in kleine Aggregate konnte eine leichte tragbare Motorspritze geschaffen werden, die eine ebensolche Leistung hatte, wie eine von 16 Mann betätigte Handdruckspritze. Auf kleinen Anhängen für Hand und Kraftzug untergebracht, bedeuteten diese Kleinmotorgeräte dem ländlichen Brandschutz eine bedeutende Hilfe.